EBS: Ihr Start-up ist Berichten zufolge eines der am schnellsten wachsenden Unternehmen, die aus dem EBS-Netzwerk hervorgegangen sind. Können Sie uns mehr über das Unternehmen und seine Aufgabe erzählen?

Matteo Benedetti: Debtist ist ein Scale-up-Unternehmen, das ein umfassendes Forderungsmanagement und Inkasso anbietet. Wir bieten ein umfassendes Dienstleistungspaket, das alle Bereiche nach der Rechnungsstellung abdeckt, einschließlich Whitelabel-Zahlungserinnerungen, vorgerichtliches Inkasso und gerichtliches Inkasso in ganz Europa. Unser Hauptunterscheidungsmerkmal ist unser Schwerpunkt auf dem vorgerichtlichen Inkasso. Wir bieten eine einzigartige Mischung aus softwaregestützten Dienstleistungen und sind nicht nur ein Softwareanbieter. Wir sind ein One-Stop-Shop, der unseren Kunden die Arbeit abnimmt und ihnen mit einer einzigartigen Software-Suite erstklassige Dienstleistungen bietet.

EBS: Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Faktoren, die zum schnellen Wachstum Ihres Start-ups beigetragen haben?

Matteo Benedetti: Unser schnelles Wachstum ist vor allem auf die Synergie zwischen meinen Mitgründern und mir zurückzuführen. Erfolg in der Geschäftswelt ist selten ein Alleingang, und unsere sich ergänzenden Fähigkeiten waren entscheidend - unsere extrovertierten Mitarbeiter konzentrieren sich auf den Vertrieb, die introvertierten auf die Technik, und ich, der irgendwo in der Mitte sitzt, leite das operative Geschäft und unterstütze zunehmend unsere wachsenden Vertriebsteams. Darüber hinaus war das starke Netzwerk, das ich während meiner Zeit bei der EBS aufgebaut habe, von unschätzbarem Wert. Eine Business Angel-Gruppe, die sich rund um meinen EBS-Eintritt gebildet hat, sorgte für eine entscheidende Frühphasenfinanzierung. Außerdem spielte mein Netzwerk bei McKinsey, wo ich vor der Gründung von Debtist gearbeitet habe, eine entscheidende Rolle. Vor allem die Verbindungen und Lektionen von der EBS haben unseren Weg maßgeblich geprägt und tragen weiterhin zu unserem Erfolg bei.

EBS: Jeder unternehmerische Weg ist mit Herausforderungen verbunden. Was waren einige der größten Hindernisse, mit denen Sie bei der Gründung und Skalierung Ihres Unternehmens konfrontiert waren, und wie haben Sie sie überwunden?

Matteo Benedetti: Der Aufbau von Vertrauen war unsere erste Hürde; namhafte Kunden und Partner zu gewinnen, war ein entscheidender Schritt. Heute besteht unsere größte Herausforderung darin, neue Mitarbeiter einzustellen, da wir unser Team bis zum ersten Quartal nächsten Jahres von derzeit 25 auf 40 Vollzeitäquivalente aufstocken wollen. Talente zu finden und zu halten ist komplexer, als ich anfangs dachte. Es geht nicht nur darum, ein konkurrenzfähiges Gehalt zu bieten oder ein cooles Unternehmen zu haben - das tun viele Unternehmen. Es geht darum, die richtigen Leute zu finden, die zu unserer Kultur und Mission passen, und das ist unser derzeitiger Schwerpunkt.

EBS: Führung ist in jedem Startup entscheidend. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben, und wie hat er sich mit dem Wachstum Ihres Unternehmens entwickelt?

Matteo Benedetti: Ursprünglich hatte ich mir einen datengetriebenen, leistungsorientierten Führungsstil vorgestellt, der meinen unternehmerischen Hintergrund widerspiegelt. Da mein Mitbegründer Tony jedoch ebenfalls stark ergebnisorientiert ist, habe ich mich ganz natürlich an einen eher menschenzentrierten Ansatz angepasst, der sich auf Emotionen und den Zusammenhalt des Teams konzentriert. Dieses Gleichgewicht zwischen datengestützter Entscheidungsfindung und einfühlsamer Führung ist mit dem Wachstum unseres Teams unerlässlich geworden.

EBS: Wie hat Ihre Zeit an der EBS Ihre Einstellung als Unternehmer geprägt? Gab es bestimmte Kurse, Mentoren oder Erfahrungen, die Ihre Entscheidung, Ihr eigenes Unternehmen zu gründen, beeinflusst haben?

Matteo Benedetti: Meine Zeit an der EBS war unglaublich prägend. Obwohl ich an der Bocconi weiter studiert habe, hat mich das an der EBS aufgebaute Fundament in Richtung M&A, Beratung und schließlich Unternehmertum getrieben. Eine frühe Inspiration war Philipp Hartmann, ein Alumnus, der von seinem unternehmerischen Weg erzählte und betonte, wie glücklich er sich fühlte, dass er sich für ein Start-up entschieden hatte und nicht für einen traditionellen Weg wie Banking oder Consulting. Dieser Moment hat meinen Entschluss gefestigt, Unternehmer zu werden. Der Einfluss anderer EBS-Unternehmer, wie Kai Klapal von Plutus und Samuel Pemsel von Jobluck, bestärkte mich in meiner Überzeugung, dass das Unternehmertum mein Weg ist.

EBS: Wie hat Sie das EBS Netzwerk beim Aufbau und Wachstum Ihres Unternehmens unterstützt? Haben Sie das Gefühl, dass die Zugehörigkeit zur EBS-Community Ihnen als Unternehmer einen Vorteil verschafft hat?

Matteo Benedetti: Das Netzwerk der EBS hat uns sehr geholfen, vor allem durch die Unterstützung von wichtigen Investoren. Andreas de Greiff, ein ehemaliger Kommilitone, hat unsere Mission schnell erkannt und andere EBS Alumni dazu gebracht, unsere Finanzierungsbemühungen zu unterstützen. Diese Art der Unterstützung durch die Gemeinschaft ist einzigartig und war ein entscheidender Faktor auf unserem Weg. Ich tausche mich häufig mit anderen EBS-Absolventen aus, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen und so eine solide Grundlage für weiteres Wachstum schaffen.

EBS: Was sind die nächsten großen Schritte für Ihr Unternehmen? Was ist Ihre langfristige Vision für das Wachstum des Unternehmens?

Matteo Benedetti: Nachdem wir bereits 3 Mio. EUR an jährlich wiederkehrendem Umsatz und Profitabilität erreicht haben, ist unser nächstes Ziel die Skalierung. Wir betreuen über 150 Kunden, darunter 20 Unternehmenskunden, und unser Ziel ist es, bis zum nächsten Jahr einen ARR von 10 Millionen Euro zu erreichen. Dieses Wachstum werden wir durch die Vertiefung unserer Präsenz in bestehenden Märkten und die Erschließung neuer, bisher ungenutzter Möglichkeiten erzielen.

EBS: Welche Rolle spielt die EBS jetzt auf Ihrem unternehmerischen Weg?

Matteo Benedetti: Abgesehen von der Kundenakquise, bei der ich oft zuerst die Alumni der EBS anrufe, sehe ich das Potenzial, unser Unternehmernetzwerk weiter auszubauen. Die EBS verfügt über eine beeindruckende Anzahl von Unternehmern, und ich glaube, dass wir uns gegenseitig unterstützen und noch erfolgreicher werden können, wenn wir die Zusammenarbeit fördern und aktiv an Veranstaltungen und Networking-Möglichkeiten teilnehmen.

EBS: Welchen Rat würden Sie Studenten der EBS geben, die sich mit dem Gedanken tragen, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Matteo Benedetti: Mein Rat mag unkonventionell erscheinen: Überstürzen Sie nicht gleich die Gründung. Zu Beginn meiner Karriere habe ich mich in Unternehmen versucht, die sich aufgrund meines begrenzten Netzwerks und meiner Erfahrung nicht skalieren ließen. Ich entschied mich, meine Fähigkeiten zunächst bei McKinsey aufzubauen, Einblicke in die Geschäftsabläufe zu gewinnen und eine Erfolgsbilanz zu erstellen. Es ist, als würde man eine Rakete statt eines Autos bauen - es kostet mehr Zeit und Mühe im Vorfeld, aber sobald es fertig ist, wird es den Rest übertreffen.