
EBS Doktorandin Luisa Zöllner erhält Stipendium der Friedrich-Naumann-Stiftung
Ein schöner Erfolg für den wissenschaftlichen Nachwuchs an der EBS Law School: Luisa Zöllner, Doktorandin von Prof. Dr. Goldhammer, wurde als Stipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung aufgenommen.

EBS: Herzlichen Glückwunsch, Luisa! Was bedeutet es für dich, als Stipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung aufgenommen worden zu sein?
Luisa Zöllner: Vielen herzlichen Dank! Ich bin überglücklich und auch stolz, es geschafft zu haben. Es bewerben sich pro Auswahlrunde über 1000 Studierende und Promovierende, von denen am Ende nur ca. 100-150 eine Förderung erhalten. Ich bin mir daher bewusst, dass die Förderung ein großes Privileg ist, und bin sehr dankbar, dass ich wieder Teil der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit sein darf.
EBS: Was macht die Förderung der Friedrich-Naumann-Stiftung besonders? Welche Vorteile bietet sie dir?
Luisa Zöllner: Die Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit ist eine liberalpolitische Stiftung, die sich für die politische Bildung, Politikdialog und Politikberatung in Deutschland und auf der ganzen Welt einsetzt. Die Stiftung ist in Kontakt mit über 60 Ländern und dort teilweise auch vor Ort mit Auslandsbüros vertreten. Besonders setzt sie sich für die Förderung der Demokratie im In- und Ausland ein. Dabei werden auch junge Menschen ermutigt, das politische Geschehen aktiv mitzugestalten Im Rahmen des Begabtenförderungsprogramms werden daher Studierende und Promovierende unterstützt.
EBS: Warum hast du dich für dieses Stipendium beworben, und was hat dich besonders daran gereizt?
Luisa Zöllner: Ich war bereits Studienstipendiatin bei der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und wollte mich für die Promotion dort unbedingt wieder bewerben. Die Förderung und die Werte der Stiftung haben mich sowohl akademisch als auch persönlich bereichert. Mir haben die spannenden Seminare und das großartige Netzwerk der Stipendiatinnen und Stipendiaten sehr gut gefallen. Man erhält dort viel Unterstützung und die Möglichkeit zur persönlichen und wissenschaftlichen Weiterentwicklung. Außerdem kann man selbst aktiv werden und sich in der Stiftung engagieren.
EBS: Kannst du uns ein wenig über den Bewerbungsprozess erzählen? Was waren die wichtigsten Meilensteine?
Luisa Zöllner: Zunächst muss man eine schriftliche Bewerbung einreichen. Diese beinhaltet schwerpunktmäßig ein Exposé für das Promotionsvorhaben, Gutachten von Hochschullehrenden und die Beantwortung verschiedener Fragen zur Motivation der Bewerbung. Wenn man damit überzeugen konnte, wird man zu einem Auswahlgespräch eingeladen, bei dem man 30-45 Minuten von einem Auswahlkomitee interviewt wird. In Vorbereitung darauf habe ich mich noch einmal intensiv mit meinem Exposé und möglichen Fragen zu meinem Dissertationsthema auseinandergesetzt. Außerdem habe ich mich mit den aktuellen Geschehnissen in Recht und Politik beschäftigt.
EBS: Wer hat dich während des Bewerbungsverfahrens unterstützt?
Luisa Zöllner: In erster Linie hat mich mein großartiges Lehrstuhlteam, bestehend aus meinem Doktorvater Prof. Dr. Goldhammer und meinem Kollegen Nicholas Lorenz, tatkräftig unterstützt. Sie haben mir sowohl emotional als auch fachlich im gesamten Bewerbungsprozess hilfreich zur Seite gestanden, wofür ich ihnen überaus dankbar bin! Außerdem hat die Leiterin der Fördermittel der EBS, Frau Nolte, mir wertvolle Tipps für Bewerbung und Auswahlgespräch geben können. Zuletzt hat mich mein Freund, Daniel Verres, stets ermutigt und mir in der langen Vorbereitungszeit den Rücken gestärkt.
EBS: Kannst du dein Forschungsthema „Die Normativität des Informalen“ für ein nicht-juristisches Publikum kurz erklären?
Luisa Zöllner: Mein Thema „Die Normativität des Informalen“ beschäftigt sich mit Organisations- und Verfahrensregeln der Verfassung, die ihrer Natur nach zwischen Recht und Politik liegen. Diese Regeln können nicht durch Gesetze geregelt werden, weil diese zu unflexibel sind und sich nicht schnell an die Realitäten im Parlament anpassen können. Informale Regeln sind einerseits rechtlich gesehen nicht gerichtlich durchsetzbar, andererseits entfalten sie eine gewisse politische Bindungswirkung zwischen den parlamentarischen Akteuren. Sie werden also freiwillig befolgt, weil es einen parlamentarische Grundkonsens gibt. Das können z.B. politische Absprachen, Proporzregeln oder Koalitionsvereinbarungen sein. Meine Forschung setzt dort an, wo es eine Veränderung in dieser „Verfassungskultur“ gibt, besonders seit der Wahl der AfD in den Bundestag. Ich möchte erarbeiten, unter welchen Bedingungen informale Regeln funktionieren und Lösungsansätze präsentieren, wie mit einem möglichen Ende des Konsensprinzips umgegangen werden kann.
EBS: Welche gesellschaftliche oder politische Relevanz hat dein Forschungsthema?
Luisa Zöllner: Die parteipolitische Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Es sind mehr Parteien im Bundestag vertreten als früher und die programmatischen Ausrichtungen divergieren extrem. Das ist ein Spiegel der Gesellschaft, in der es mittlerweile viele unterschiedliche Meinungen und politische Strömungen gibt. Die Frage ist nun, wie man politisch, aber auch gesellschaftlich damit umgeht und ob eine Zusammenarbeit und der „gemeinsame Nenner“ überhaupt noch möglich ist. Auch darauf kann meine Forschung möglicherweise Antworten geben.
EBS: Wie hat dich die Stiftung während deines Studiums bereits unterstützt, und wie sieht diese Unterstützung jetzt in deiner Promotionsphase aus?
Luisa Zöllner: Im Studium habe ich bereits viele Angebote der Friedrich-Naumann-Stiftung genutzt, besonders durch Teilnahme an Seminaren und Workshops und die Vernetzung in den Regionalgruppen. Außerdem konnte ich damals einen Auslandsaufenthalt an der Università degli Studi di Modena e Reggio Emilia dank der Unterstützung der Stiftung absolvieren und wurde stets sehr nett durch die Mitarbeitenden und Vertrauensdozentinnen und -dozenten betreut. Genau wie im Studium gibt es für die Promotion eine finanzielle Förderung. Das Promotionsprogramm umfasst außerdem eine weitreichende ideelle Förderung durch Workshops, Trainings und Seminare zu aktuellen wissenschaftlichen und in kompetenzorientierten Bereichen wie wissenschaftliches Schreiben, Präsentieren wissenschaftlicher Ergebnisse, Karriereplanung oder Projektmanagement. Darüber hinaus werden Zuschüsse zu Auslandsaufenthalten für Forschungs-, Feld- und Archivarbeiten sowie Konferenzteilnahmen gewährt. Auch bietet die Stiftung für Promovierende ein besonderes Programm wie z.B. Schreibwerkstätte, Doktorandenseminare und ein Doktorandennetzwerk.
EBS: Welche Ratschläge hast du für Studierende, die sich für ein Promotionsstipendium bewerben möchten?
Luisa Zöllner: Traut euch! Aus meiner Erfahrung unterschätzen viele ihre eigenen Möglichkeiten und ihr Potenzial. Wenn man ein Promotionsthema hat, von dem man überzeugt ist, kann man ruhig selbstbewusst auftreten. Informiert euch, welches Stipendienprogramm zu Euch persönlich passt, denn es gibt wirklich unzählig verschiedene Stiftungen, die ein solches anbieten. Außerdem hat man nichts zu verlieren- mehr als eine Absage kann schließlich nicht passieren. Die Stiftungen freuen sich- besonders in der Promotionsförderung- über jede Bewerbung.
EBS: Was sind deine nächsten Schritte in deiner Promotion und darüber hinaus?
Luisa Zöllner: Natürlich ist mein oberstes Ziel, meine Dissertation voranzubringen. Ich versuche dabei die kleinen Erfolge zu sehen und jeden Tag einen Schritt weiterzukommen. Bald stelle ich meine bisherigen Ergebnisse beim Doktorandenkolloqium der EBS vor, was mir sicher noch einmal hilfreichen Input geben wird. Außerdem würde ich wahnsinnig gerne einen Forschungsaufenthalt im Ausland absolvieren. Gleichzeitig möchte ich mich in kommender Zeit gerne bei der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit aktiv im Stipendiatennetzwerk engagieren. Was ich nach der Dissertation machen möchte, weiß ich noch nicht genau. Am liebsten würde ich erst einmal reisen und dann wahrscheinlich ins Referendariat starten.
EBS: Vielen Dank für das Interview und alles Gute!