EBS Coaching & Leadership Conference: Teamcoaching als Gamechanger
Am 07. und 08. Juli 2023 wird die EBS Coaching & Leadership Conference stattfinden. Eine der Top-Speaker ist Anna Basse. Im Interview gibt sie erste Einblicke in ihr Vortragsthema.
EBS: Wir freuen uns sehr, dass Sie an der EBS Coaching & Leadership Conference als Speakerin zu dem Thema „Scheinwerfer aufs Team – Teamcoaching als Gamechanger” referieren werden. Können Sie das Konzept des "Team-Coachings als Gamechanger" näher erläutern und erklären, warum es für Unternehmen heute so wichtig ist?
Anna Basse:
Teams sind dann erfolgreich, wenn ihre Energieströme (Ressourcen, Energie, Information) optimal laufen. Konkret: Wenn nicht nur alle notwendigen Materialien und personellen Kapazitäten (Ressourcen), sondern auch die gute Abstimmung untereinander und der Budgetbezug (Energie) und reibungslose Informationswege und Kommunikation (Information) optimal vorhanden sind. Hier kann Teamcoaching als Ansatz tatsächlich der Gamechanger sein, denn in diesem Prozess werden die Zusammenhänge im gesamten Team gesehen, bearbeitet und Blockaden können gemeinsam gelöst werden. Ein Coach übernimmt hier die professionelle, externe Verantwortung für den Prozess und dessen Steuerung. Im Unterschied zu einer internen Moderation (zum Beispiel durch die Führungskraft selbst) führt diese Steuerung von außen dazu, dass die Führungskraft klar als Teil des Teams und damit als Teil der Lösung agieren und wahrgenommen werden kann.
EBS: Wie unterscheidet sich Team-Coaching von Einzel-Coaching, und welche einzigartigen Vorteile bietet es für Teams und ihre Leistung?
Anna Basse:
Team-Coaching nimmt das gesamte Team in die Verantwortung zur Beseitigung von Hindernissen und Blockaden. In diesem Format erhalten alle Mitglieder – begleitet von einem oder zwei Coaches - die Chance ihr ganz eigenes „neues Normal“ zu definieren. Und neben der Lösung für ein konkretes Thema ergibt sich parallel dazu – und vom Team meist unbemerkt - die Möglichkeit, neue Stärken bei anderen im Team zu entdecken und neue, positive Verhaltens- und Kommunikationsmuster zu entdecken und einzuüben.
EBS: Welchen Herausforderungen sehen sich Teams Ihrer Erfahrung nach häufig gegenüber, und wie kann Team-Coaching dazu beitragen, diese Herausforderungen effektiv zu bewältigen?
Anna Basse:
Gerade Projektteams sehen sich häufig im Dilemma, ihr Projekt nicht in Time, Budget und Quality abschließen zu können. Da kommen Teammitglieder zusammen, die aus unterschiedlichen Gründen dem Projekt zugeordnet wurden – begeistert beigetreten, gegen Widerstand abgeordnet und alles dazwischen. Dazu kommt ein:e Projektleiter:in, die meist keine disziplinarische Führung und oft nur ein beschränktes Zeitbudget hat. Herausforderungen bei „Energie“ und „Information“ sind also vorprogrammiert. Optimal kann da ein Teamcoaching schon vor Projektstart mit einem integrierenden Kick-Off das gemeinsame Ziel klarstellen und die optimale Arbeitsweise definieren. Im folgenden Teamcoaching – im besten Fall mit begleitendem Einzelcoaching der Projektleitung – kann situativ bei Störungen frühzeitig ein „Boxenstopp“ eingelegt werden und im vertrauten Raum werden schnell Lösungen gefunden, die eine effektive Weiterarbeit ermöglichen.
Weitere erfolgreiche Einsatzmöglichkeiten für Team-Coaching sind Konflikte zwischen Führungskraft und Team oder im Team selbst, der Wunsch nach optimierter Zusammenarbeit und vor allem insgesamt Top-Effizienz im Team und damit auch in der Zielerreichung.
EBS: Können Sie ein konkretes Beispiel oder eine Fallstudie nennen, in der Team-Coaching einen erheblichen Einfluss auf die Leistung oder Dynamik eines Teams hatte? Was waren die Schlüsselfaktoren, die zum Erfolg beigetragen haben?
Anna Basse:
In einem praktischen Fall wurde ich um Unterstützung in einem Team gebeten, in dem der Konflikt zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden bis zu massiven Beschwerden beim Betriebsrat eskaliert war. Die Teammitglieder und ihre Führungskraft sprachen nicht mehr persönlich miteinander und jede Führungsaktion führte zu einer neuen Betriebsratsbeschwerde. Der „Informations-Fluss“ war also vollständig gekappt und behinderte massiv den Arbeitsalltag und die Arbeitsergebnisse in Quantität und Qualität.
Im ersten Schritt wurde eine Analyse der Ist-Situation durchgeführt, indem ich mit jedem Mitarbeitenden im Einzelgespräch die persönliche Einschätzung und Haltung erfasst habe. Parallel zur Inforamtionssammlung konnte hier schon die wichtige Basis für das notwendige Vertrauen zwischen Coachees und Coach hergestellt werden. So gelang der Start in den gemeinsamen Vertrauensraum des Team-Coachings. Die anschließenden monatlichen Team-Coaching-Sessions während der folgenden sechs Monate führten Schritt für Schritt von einer gemeinsamen Zieldefinition für Coaching und für die Arbeit des Teams selbst aus dem zerrütteten Verhältnis zu einer deutlichen Klarheit: Über Rollen und Verantwortlichkeiten, Unternehmens- und Team-Regeln, Kommunikationsmuster und dadurch entstehende Schwierigkeiten und Regelung von neuen internen und externen Abläufen. Im Ergebnis harmonisierte sich sowohl das innere Verhältnis als auch die Performance des Teams und die Zufriedenheit von Mitarbeitenden und Führungskraft. Dazu hat auch das parallel laufende Einzelcoaching der Führungskraft effektiv beigetragen.
EBS: Wie können Organisationen eine Kultur fördern, die Team-Coaching unterstützt und zu kontinuierlichem Lernen und Verbesserung anregt? Welche Schritte können Führungskräfte unternehmen, um Team-Coaching effektiv in ihren Managementansatz zu integrieren?
Anna Basse:
Exzellente Organisationen und Führungskräfte antizipieren Schwierigkeiten in ihre Planungen. Das bedeutet, dass aufgrund der heterogenen Zusammensetzung von Teams und der Herausforderungen aus dem unternehmerischen Umfeld bei jedem Team Hindernisse auftreten können. Auf diese Blockaden können die Verantwortlichen entweder ad hoc als „Feuerwehr“ reagieren und ein Team-Coaching als Akutmaßnahme einsetzen. Noch optimaler wäre es allerdings, jungen Teams oder Führungskräften Team-Coaching als präventive Maßnahme zu vermitteln, in der es um ein Hochleistungstraining geht, in dem alle Teammitglieder ihre Energien optimal gemeinsam für das Teamziel einsetzen. Damit erreichen Organisationen und Führungskräfte, dass ihre Teams in Time, Budget und Quality arbeiten – perfekt also!
Anna Basse ist Mitglied des Therapeutic Teams von Blake International, Worldwide Corporate Emergency Response, Professional Coach International Coaching Federation ICF, zertifizierter systemischer Coach (EBS), Certified Team Coach, zertifizierter Trainer und Online Trainer, zertifizierter Insights®-Coach, zertifizierte Facilitatorin für die LEGO® Serious Play® Methode, Resilienz-Trainerin und Body & Mind Practitioner.
Alle Informationen zur EBS Coaching & Leadership Conference finden Sie hier